Der Regensburger Spitalkeller - Zeitgeschichte

Traditionelle Sommerkelleranlage mit Wirtshaus, Sommerhaus, Scheune, Fasshalle und Biergarten des St. Katharinenspital`s an den Winzerer Höhen, im Kern aus dem 17. Jahrhundert. 

Der Regensburger Spitalkeller: Ein Ort mit Historie, Bierkultur und Geselligkeit

Die Sommerkelleranlage mit seinem Wirtshaus, Sommerhaus, Scheune, Fasshalle, Sommerkegelbahn, Biergarten und dem unterirdischen 73 Meter langen Tonnengewölbe, birgt nicht nur die ehemalige Lagerstätte für erstklassiges Bier der Spitalbrauerei, sondern auch eine reiche Geschichte, die sich über die Jahrhunderte hinweg auf dem umliegenden Gelände abspielte. Werfen wir einen Blick auf die vielfältigen Facetten dieses einzigartigen Ortes, von der Bierkultur bis zu den geschichtsträchtigen Ereignissen, die sich auf den Winzerer Höhen abspielten.

Der Regensburger Spitalkeller ist nicht nur ein Ort, an dem Bier gelagert wurde, sondern auch ein Treffpunkt für die Bewohner der Stadt. Hier versammeln sich die Regensburger, nicht um in den Keller hinabzusteigen, sondern um auf den Keller zu gehen. Diese Eigenheit spiegelt die besondere Verbundenheit der Menschen mit diesem Ort wider. Hier wird nicht nur Bier konsumiert, sondern es werden auch Traditionen gepflegt. Die Regensburger kommen hierher, um ein ordentliches Bier zu genießen, begleitet von einer anständigen Brotzeit und bereichert durch gute Gespräche.

Der Regensburger Spitalkeller und die umliegenden Winzerer Höhen sind mehr als nur ein Ort der Bierkultur und geselligen Zusammenkunft. Sie sind ein Spiegel der Geschichte und eine Ode an die Vergangenheit. Hier verschmelzen Tradition und Moderne zu einem einzigartigen Erlebnis, das Generationen von Regensburgern und Besuchern in seinen Bann zieht. Der Spitalkeller bleibt somit nicht nur ein Ort, an dem Bier gelagert wurde, sondern ein lebendiges Stück Geschichte und Kultur, das wir erhalten sollten, damit es auch die Herzen der Menschen in der Zukunft erfüllen wird.

Die Zwingburg Landeskrone: Ein Stück Geschichte auf den Winzerer Höhen

Die Entstehung der Zwingburg Landeskrone: 

Im Jahre 1253 ließ Herzog Ludwig II die Zwingburg Landskrone nur etwa 50 Meter oberhalb des heutigen Spitalkellers errichten. Die Intention dahinter war klar: Die Burg sollte dazu dienen, den freien Zugang zur Reichsstadt Regensburg zu sperren und deren Bewohner zu bedrohen. Der Konflikt, der zur Errichtung der Burg führte, entsprang einem Streit um die Aufteilung der Zolleinnahmen mit den nördlichen Ländern.

Die Auseinandersetzung und der Abriss: 

Nach langwierigen Verhandlungen und der Zahlung einer beträchtlichen Ablösesumme durch die Stadt Regensburg, gelang es den Bürgern im Jahr 1259, die Zwingburg Landeskrone zu schleifen bzw. abzureißen. Dieser Akt markierte das Ende einer Ära, in der die Burg Landeskrone als Drohgebärde über der Reichsstadt thronte. Die Zwingburg war bekannt für ihre Höhenlage und ihre Spornanlage, was ihre strategische Bedeutung unterstrich.

Die Zeit nach dem Abriss bis zum 30-jährigen Krieg: 

Mit dem Verschwinden der Zwingburg Landeskrone begann eine neue Ära auf dem heutigen Dreifaltigkeitsberg. Bis zum Ausbruch des 30-jährigen Krieges wurde hier Wein angebaut. Diese Periode war geprägt von einem wirtschaftlichen Aufschwung und einem gesteigerten Wohlstand für die Bewohner von Steinweg und Pfaffenstein.

Die Geschichte der Zwingburg Landeskrone ist eng mit der Stadt Regensburg und den umliegenden Ländern verbunden. Ihr Bau und ihr Abriss spiegeln die politischen und wirtschaftlichen Verstrickungen des 13. Jahrhunderts wider. Nach ihrem Verschwinden hinterließ die Burg Landeskrone eine blühende Weinanbaukultur. Heute erinnern nur noch wenige Spuren an das einstige Bollwerk über Regensburg, doch ihre Geschichte bleibt ein faszinierendes Kapitel im Buch der regionalen Historie.

Grienewaldt beschreibt in den Chroniken spöttisch die Ähnlichkeit der Zwingburg Landeskrone mit dem Wittelsbacher Schloss Friedberg bei Augsburg. 

Künstlerische Darstellung der Zwingburg Landeskrone im Spitalkeller Regensburg.

Der Sommerkeller und die Weinbautradition in Regensburg

Wappen der Gemeinde Steinweg

Der Sommerkeller, erbaut auf dem Gelände eines einst blühenden Weinbergs, trägt Zeugnis von einer reichen Weinbautradition, die einst die Hügel entlang der Donau prägte. 

Vom 13. bis zum 16. Jahrhundert erlebte der Weinanbau in Regensburg und den umliegenden Gebieten eine Blütezeit. Die Südhänge zur Donau verwandelten sich in eine geschlossene Weinlandschaft, die von Kelheim bis Wörth reichte. Die Qualität der hiesigen Weine genoss einen exzellenten Ruf, und die Weinproduktion war ein bedeutender Wirtschaftszweig.

Ab dem 16. Jahrhundert sah sich der Weinanbau in Regensburg mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Konkurrenz aus anderen Weinregionen wie Württemberg, Österreich und Südtirol wurde zunehmend bedrohlicher. Die Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges hinterließen tiefe Spuren und erschwerten den Weinbau zusätzlich. Zudem führten Klimaschwankungen und die wachsende Beliebtheit des Bieres in Bayern dazu, dass der Weinanbau an Bedeutung verlor.

Der Sommerkelleranlage, eingebettet in das Gelände des einstigen Weinbergs, erzählt von dieser vergangenen Ära des Weinanbaus. Die Fläche des damaligen Weinbergs und späteren Sommerkelleranlage hatte 7,5 Juchart (25.500 qm) und war damit fast zwölfmal größer, wie die des heutigen Spitalkellers. Sie erinnert daran, wie bedeutend der Weinbau in dieser Region einst war. 

Anmerkung: Zeitungsartikel vom 24.10.1974 in der Regensburger Umschau. Über das Ende der „Blauen Traube“ 1713 – 1974
Hier findet man folgenden Text:
Eine Wandlung des Geschmackes brachte vor langer Zeit eine einschneidende Veränderung im Leben des ehemals selbständigen Marktes Steinweg, der Vormarsch des Bieres, das mehr und mehr den Wein verdrängte, der an den Hängen des Dreifaltigkeitsberges (damals noch Gaiersberg) wuchs und in den nahen Gaststuben verkauft wurde. Die Weinschänken wurden zu Wirtshäusern, aber die Gebäude blieben davon unberührt.
Einen weiteren Hinweis finden über die Existenz der ehemaligen Weinschänke finden wir in der Liste der Baudenkmäler:
"Zweigeschossiger und traufständiger Satteldachbau mit Risalit und Werksteinportal, im Kern 17. Jahrhundert".
Hier wird der Eingang des Spitalkellers beschrieben. "Traufständisch" also parallel an der Straße gelegen, "Werksteinportal" der Eingang und "Risalit" das rechteckige vorspringende Gebäudeteil, welches den Haupteingang umgibt.

Der Dreißigjährige Krieg und seine Auswirkungen auf den Dreifaltigkeitsberg

Der Dreißigjährige Krieg, der von 1618 bis 1648 andauerte, zählt zu den verheerendsten Konflikten der europäischen Geschichte. In diesem Zeitraum spielte der Höhenzug oberhalb des Spitalkellers eine entscheidende Rolle, als er von den schwedischen Truppen besetzt und später von den kaiserlichen und bayerischen Streitkräften zurückerobert wurde. Diese Ereignisse hatten nicht nur militärische, sondern auch weitreichende ökologische Folgen für die Region. 

Der Höhenzug als strategischer Stützpunkt: 

Während des Dreißigjährigen Krieges diente der gesamte Höhenzug oberhalb des Spitalkellers als strategischer Standort für die Truppen. Die Schweden nutzten ihn zur Verteidigung der Stadt Regensburg, während die kaiserlichen und bayerischen Truppen von Rheinhausen her angriffen. Auf der ganzen Breite des Höhenzugs wurden Kanonen aufgestellt, um die Stadt zu beschießen. Beeindruckend ist die logistische Leistung, die für den Transport der schweren Geschütze benötigt wurde. Ein einzelnes Geschütz mit einem Kaliber von 12 cm und einem Gewicht von 1,5 Tonnen erforderte ganze 8 Pferde. Für eine halbe Kartaune, die mit 3,5 Tonnen noch schwerer war, wurden sogar 20 Pferde benötigt. Insgesamt wurden über 15.000 Kanonen- und Mörserschüsse abgefeuert, darunter 2.000 Schüsse mit einem Gewicht von über 100 Pfund.

Die ökologischen Folgen des Krieges: 

Die verheerenden Auswirkungen des Krieges auf die Umwelt waren gravierend. Die zahlreichen Zerstörungen und Rodungen beeinträchtigten das Mikroklima des Höhenzugs erheblich. Diese Veränderungen hatten direkte Auswirkungen auf den Weinbau, der in der Region bis dato eine wichtige wirtschaftliche Rolle spielte. Aufgrund der geschädigten Umwelt und der beeinträchtigten Anbaubedingungen musste der Weinbau eingestellt werden.

Die Geburt der Sommerkeller und Biergärten:

Mit der Einstellung des Weinbaus am Hang des Höhenzugs entstand eine neue Tradition. Am Fuße des Höhenzugs wurden neben dem Spitalkeller weitere 21 Sommerkeller in Steinweg und Pfaffenstein zur Lagerung von Bier angelegt. Diese Keller dienten nicht nur der praktischen Aufbewahrung des Biers, sondern entwickelten sich auch zu geselligen Treffpunkten – den Biergärten. Hier fanden die Menschen Entspannung und Geselligkeit inmitten der beeindruckenden Naturkulisse.

Der Dreißigjährige Krieg hinterließ nicht nur militärische Spuren, sondern prägte auch nachhaltig die Umwelt und die Wirtschaftsstruktur der Region. Der Höhenzug, einst Schauplatz von Kämpfen, fand nach dem Krieg eine neue Bestimmung als Ort der Geselligkeit und Erholung. Diese historischen Ereignisse und ihre Auswirkungen machen den Höhenzug zu einem bedeutenden Teil der lokalen Geschichte und Kultur.

Künstlerische Darstellung einer Kartaune im Spitalkeller Regensburg.

Die Eisernte: Traditionen und harte Arbeit für ein kühles Spitalbier.

In einer Zeit, in der die Verfügbarkeit von Eis eine Seltenheit war, hatten die Bierbrauer der Spitalbrauerei eine besondere Herausforderung zu meistern, um im Sommer kühles Bier zu garantieren. Der Schlüssel zu ihrem Erfolg war die Eisernte. Diese anspruchsvolle Arbeit erforderte nicht nur muskuläre Stärke, sondern auch handwerkliches Geschick und Durchhaltevermögen. Für die Eisernte wurden fünf unverzichtbare Werkzeuge verwendet: ein Schlegel, eine Hacke, Eishaken, Säge und eine breite Schaufel. Diese Ausrüstung, in Kombination mit einem geeigneten Fahrzeug, ermöglichte es den Arbeitern, das begehrte Eis aus dem Regen oder den umliegenden Weihern zu beschaffen, um es dann an den Sommerkeller an der Nürnberger Straße in Steinweg zu transportieren. Anfangs wurden Pferdegespanne eingesetzt, doch im Laufe der Zeit ersetzte der Lastwagen das treue Tier.

Landwirte, Brauer, Arbeiter und Hilfskräfte verschrieben sich diesem mühsamen Prozess, um sicherzustellen, dass die Spitalbrauerei auch im Sommer stets das beste und frischeste Bier anbieten konnte. Alle drei Tage, wenn die Weiher erneut zugefroren waren, begaben sich die Männer an die Arbeit. Wenn das Thermometer über vier bis fünf Tage hinweg um die 10-20 Grad Minus anzeigte, konnte sogar am Regen beim Auerbräu geschnitten werden.

Die Eisernte begann mit dem Einschlagen eines Lochs in die Eisfläche mittels einer Axt. Mit einer speziellen Eissäge wurden dann quadratische Blöcke von etwa zwei mal zwei Metern geschnitten. Diese wurden von kräftigen Männern mit Eiszangen ans Ufer gezogen, dort gestapelt und auf landwirtschaftliche Anhänger geladen. Ziel war der Sommerkeller in Steinweg, wo das Eis mit einem speziellen Holzschlegel zerkleinert und im Eiskeller über einen Schacht eingefüllt wurde. Die Wände des Eiskellers wurden gekalkt und mit einem Balkengerüst geschützt. Um möglichst geringe Luftschichten zu erhalten, wurde das Eis mit Wasser übersprüht, sodass es zu einem massiven Eisklumpen gefror. Am Ende konnte der Arbeiter über einen Ausstiegsschacht den Eiskeller verlassen.

Die Spitalbrauerei benutzte aber auch eine innovative Methode, um Eis direkt über dem Tonnengewölbe zu produzieren. Sie errichteten einen Eisschacht bis zur Erdoberfläche und platzierten darauf ein Balkengerüst, auch bekannt als "Eisgalgen". Dieses beeindruckende Gerüst war etwa fünf Meter hoch, 3-stöckig und acht bis zehn Meter lang. Bei Temperaturen von mindestens drei Grad unter Null wurden die Baumstämme über Wasserleitungen besprüht. An den Stämmen begannen sich Eiszapfen zu bilden, die bei anhaltender Kälte bis zu drei Meter lang wurden. Sobald die massiven Eiszapfen dicht an dicht hingen, wurden sie mit Äxten abgeschlagen und fielen 16 Meter tief durch den Eisschacht direkt in das Tonnengewölbe.

 

Die Eisernte war nicht nur eine harte körperliche Arbeit, sondern auch ein beeindruckendes Zeugnis von Erfindungsreichtum und Teamarbeit. Sie ermöglichte es den Bierbrauern, auch in den wärmsten Monaten des Jahres ein qualitativ hochwertiges Produkt anzubieten. Die Männer, die diesen Prozess meisterten, verdienen höchste Anerkennung für ihren Einsatz und ihre Hingabe an die Kunst des Bierbrauens. "Mit Eis stopf' Deine Keller voll, wenn dir dein Bier gelingen soll!" - Diese Worte wurden zur Maxime einer ganzen Gemeinschaft, die sich der Eisernte verschrieben hatte.

Künstlerische Darstellung der Eisernte am Regen im Spitalkeller Regensburg.


Der Eisschacht des Spitalkellers über dem Tonnengewölbe wurde im Frühjahr 2023 bei den Bauarbeiten wiederentdeckt. Es dürfte einer der letzten wenn nicht "der letzte" seiner Art in Bayern sein. Er ist eine Ode an die Vergangenheit und sollte für die Bevölkerung und den kommenden Generationen erhalten bleiben. 

Der Eisgalgen von 1939 auf dem Eisschacht oberhalb der Fasshalle des Spitalkellers in Regensburg Steinweg. Links neben dem Eisgalgen der ehemalige Schildkeller.

Das Belüftungssystem und die Zugluftschächte des Sommerkellers: Eine raffinierte Technik vergangener Zeiten

Die Kunst, einen Keller optimal zu belüften, war bereits bei dessen Bau ein wichtiger Aspekt. Dies zeigt sich noch heute an den gut durchdachten Zugluftschächten, die an bestimmten Stellen im Kellergewölbe angebracht sind. Diese Schächte befinden sich sowohl seitlich als auch mittig in den Räumen. Ihre Öffnungen endeten etwa einen Meter über dem Bodenniveau und waren oberirdisch mit einem Regulierschieber versehen.

Die mittleren und zentralen Abluftschächte fungierten gewissermaßen wie Kamine, die die aufgewärmte Luft des Kellers über das Dach ins Freie ableiteten. Diese clevere Konstruktion ermöglichte eine effiziente Belüftung des Kellers, wodurch eine kontinuierliche Luftzirkulation gewährleistet war. Je nach Jahreszeit und Witterung konnten die Zu- und Abluftschächte regulierend geöffnet oder geschlossen werden.

Bevor der Keller erneut mit Bier befüllt wurde, durchlief er einen speziellen Vorbereitungsprozess. Um die Kälte bestmöglich einzufangen, wurden alle Zugluftschächte geöffnet, um die Kälte in den Keller eindringen zu lassen. Aufgrund der Feuchtigkeit in den Räumen bildeten sich innerhalb kurzer Zeit kleine Eiskristalle an den Wänden. Dies galt als ein deutliches Zeichen dafür, dass der Keller begann, auszufrieren und somit ideal für die Lagerung vorbereitet war. Man wartete geduldig, bis diese Kristalle verschwanden, was ein Anzeichen dafür war, dass der Keller ausgetrocknet und die gewünschte Temperatur erreicht hatte. Anschließend erhielten die Kellerräume einen neuen Kalkanstrich, was nicht nur zur Verschönerung diente, sondern auch einen zusätzlichen Schutz bot. Danach konnte der Keller wieder mit Bier befüllt werden.

Das Belüftungssystem mit seinen raffinierten Zugluftschächten stellt ein beeindruckendes Beispiel für das innovative Denken vergangener Generationen dar. Es verdeutlicht, wie schon damals durchdachte Techniken zur Klimaregulierung und Lagerung eingesetzt wurden. Heutzutage mögen wir moderne Kühlsysteme haben, doch die Eleganz und Effektivität dieser historischen Belüftungsmethoden verdienen nach wie vor Respekt und Bewunderung.

Die letzten Aufnahmen der zum Teil abgerissenen Zugluftschächte des Gewölbekellers.


Der Eiskeller: Ein Blick in die Geschichte der Kälteerzeugung der Spitalbrauerei

Der Eiskeller des Spitalkellers, ein faszinierendes Relikt vergangener Zeiten, findet sich im Gewölbekeller, bestehend aus drei aufeinanderfolgenden Räumen. Diese Räumlichkeiten erzählen die Geschichte unterschiedlicher Epochen, beginnend im 17. Jahrhundert mit dem ersten Raum, vermutlich einst der Weinkeller der Weinschänke. Der zweite Raum, datiert auf das 18.Jahrhundert, fügte eine neue Dimension hinzu, während der dritte Raum als Erweiterung der Spitalbrauerei von 1881 fungierte. Zwischen Raum 2 und 3 befindet sich auf der rechten Seite der Eiskeller aus dem 18. Jahrhundert.

Er hat eine Grundfläche von 5x5 Meter und eine lichte Höhe von 6 Meter mit einem Fassungsvermögen von 150 Kubikmetern = 137700 Kg Eis. Er liegt in ca. 5 Meter tiefe teils unter dem heutigen Spitalkellerweg.

Die Decke des Eiskellers trägt in ihrer Mitte einen Ausstiegsschacht zur nächsten Ebene der Fasshalle, der heute verschlossen ist. Direkt daneben finden wir den Einfüllschacht, über den einst das gebrochene Eis vom heutigen Spitalkellerweg in den Keller gelangte. Nach den Sommermonaten wurden die Wände des Eiskellers mit Kalk bestrichen. Ein Gerüst aus Holzbalken wurde bis zur Decke errichtet und mit Bohlen umschlossen, um die Wände vor Beschädigungen zu schützen.

Zwischen den Türen wurde ein Gang geschaffen, der wiederum mit Bohlen abgedeckt bzw. vertäfelt wurde. Das gebrochene Eis wurde über den Einfüllschacht in den Eiskeller geschüttet und von einem Arbeiter mit einem Rechen gleichmäßig verteilt. Anschließend wurde es mit Wasser besprüht, um einen festen Eisklumpen zu formen. Nachdem der Eiskeller zu 50 % befüllt war, konnte der Arbeiter den Eiskeller nur noch über eine Leiter durch den Ausstiegsschacht in die darüber liegende Ebene der Fasshalle verlassen. Zum Schluss der Befüllung die in Kerzenlicht stattfand, wurde der Eisschacht und Ausstiegsschacht mit Stroh aufgefüllt, mit einer dicken Lage groben Sand abgedeckt und einem schweren Bohlendeckel verschlossen.

Nachdem die Arbeiten abgeschlossen waren und der Keller gefüllt, entfernten die Arbeiter bei Bedarf die Bohlen des improvisierten Ganges zwischen den Türen, um an das benötigte Eis für die Brauerei zu gelangen. Mit einem Pickel, ähnlich einem Bergmann, wurde das Eis herausgehauen. In jener Zeit benötigte die Spitalbrauerei für die Gärung wöchentlich etwa ein bis zwei Zentner Eis.

Sobald es die Temperaturen zuließen, wurde das benötigte Eis für die Brauerei am Eisgalgen oberhalb des Gewölbekellers gewonnen. Vermutlich standen unterhalb des Eisschachtes Karren bereit, die später mit Eis gefüllt im Gewölbekeller eingelagert wurden.

Der Eiskeller ist somit ein faszinierendes Zeugnis vergangener Techniken der Kälteerzeugung und des raffinierten Handwerks, das notwendig war, um in einer Zeit ohne moderne Kühltechnik Eis zu gewinnen und zu lagern. Heutzutage mögen solche Einrichtungen in Vergessenheit geraten sein, doch sie erinnern uns an die kreative Genialität unserer Vorfahren in der Bewältigung alltäglicher Herausforderungen.

Die Fasshalle des Spitalkellers

Die Fasshalle des heutigen Spitalkellers ist ein beeindruckendes Zeugnis vergangener Zeiten. Ihre Ursprünge reichen bis ins 18. Jahrhundert zurück, als sie auf dem bestehenden Fassschupfen und dem frisch erbauten Sommerkeller errichtet wurde. Im Jahr 1881 erfuhr sie eine weitere imposante Veränderung, als die Spitalbrauerei bei ihrer Erweiterung um zwei zusätzliche Stockwerke die Halle um ebenso viele erhöhte.

Mit einer Länge von 40 Metern und einer Breite von 10 Metern erstreckt sich die Fasshalle majestätisch, und ihre Lagerfläche von beachtlichen 1200 Quadratmetern verleiht ihr eine beeindruckende Größe. In ihr fanden zahlreiche wichtige Funktionen Platz: Räume zur Lagerung von Fässern und Fassdauben, Schmiede, Picherei, Remisen für Fuhrwerke, eine Stallung, ein Aufenthaltsraum und nicht zuletzt sanitäre Einrichtungen.

Doch nicht nur das, auch wertvolle Güter wie Kohle, Holz, Getreide, Hopfen, Malz und verschiedene Lebensmittel wurden hier sicher aufbewahrt. Es war ein Ort der Vielfalt, an dem die grundlegenden Bedürfnisse für das Funktionieren der damaligen Spitalbrauerei gewährleistet waren.

Um den mühsamen Transport der schweren Mutterfässer und des benötigten Materials vom Sommerkeller zu den verschiedenen Stockwerken zu erleichtern, kam im Jahr 1895 eine bahnbrechende Neuerung hinzu: Der Einbau eines Spindelaufzugs, der fortan den Bierkeller mit den drei darüber liegenden Stockwerken verband. Diese technische Errungenschaft war zweifellos ein Meilenstein, der den Arbeitsablauf erheblich verbesserte und die Effizienz in der Produktion steigerte.

In ihrer gesamten Pracht und Funktionalität zeugt die Fasshalle des heutigen Spitalkellers von einer Ära, in der solide Handwerkskunst und innovative Technik Hand in Hand gingen. Sie ist nicht nur ein wichtiger Teil der Geschichte dieses beeindruckenden Gebäudekomplexes, sondern auch ein lebendiges Zeugnis der Arbeitsweise und der Lebensumstände vergangener Generationen. Heute erinnert sie uns daran, mit welchem Einsatz und welcher Hingabe Menschen in der Vergangenheit gearbeitet haben, um die Grundlagen für unsere heutige Welt zu schaffen.

Das Fasslager der Spitalbrauerei im Sommerkeller: Ein Blick in die Geschichte der Bierproduktion

Der Sommerkeller der Spitalbrauerei barg eine beeindruckende Lagerkapazität von bis zu 256.000 Litern Bier nach seiner Erweiterung. Die genaue Anzahl der Mutterfässer mit einem Volumen von 22 Hektolitern, die tatsächlich im Keller gelagert waren, ist noch Gegenstand weiterer Forschung.

Um diese beachtliche Menge an Fässern in den Keller zu befördern, wurde ein Spindelaufzug installiert, der vom ehemaligen Weinkeller, dem ersten Raum, bis in den Giebel der Fasshalle führte. Die Sudpfanne der Spitalbrauerei hatte damals ein Fassungsvermögen von 44 Hektolitern. Die Mutterfässer sowie die Fuhrfässer waren in der Regel halb so groß wie eine Sudpfanne.

Die Logistik des Einbringens und Aufstellens der großen Lagerfässer in den verschiedenen Kellerteilen war sorgfältig durchdacht. Zuerst wurden die großen Lagerfässer auf waagerecht liegende Grundbalken, die als Ganterholz bezeichnet wurden, platziert und dort fest verkeilt. Anschließend setzte man kleinere Fässer, die als Sattelfässer bekannt waren, mit kurzen Holzstücken auf die großen Mutterfässer.

Sobald alle Fässer stabil positioniert waren, konnte mit dem Befüllen begonnen werden. Neben den Lagerfässern wurden auch zahlreiche Schenkfässer verwendet, die mithilfe des kleinen Spindelaufzugs im Vorraum des Lagerkellers platziert wurden. Von dort aus mussten die Fässer entweder gerollt oder getragen werden, um in die Nähe der abzufüllenden Mutterfässer zu gelangen. Um die Effizienz zu steigern, wurde um 1880 eine Schmalspurbahn eingebaut, die es ermöglichte, die Schenkfässer bequem mit einem handbetriebenen eisernen Fasswagen hin und her zu transportieren.

Sobald eines der Mutterfässer angestochen war, erfolgte die sofortige Umfüllung in kleinere Fässer. Diese wurden dann in den schrägen Vorraum am Anfang des Gewölbekellers gebracht, wo sich der kleine Spindelaufzug befand. Von dort aus wurden die Fässer entweder mit einem Fuhrwerk zu den Schänken ausgeliefert oder zur Spitalbrauerei gebracht.

Es gab insgesamt vier verschiedene Fassgrößen für die Auslieferung des Bieres: Das kleinste war das "Haserl" mit ungefähr 30 Litern, gefolgt vom "halben Eimer" mit ca. 40 Litern, dem Eimer Bier mit 68,4 Litern und dem "Hirschen" mit 100 Litern in Regensburg und 200 Litern in München.

Das Fasslager der Spitalbrauerei im Sommerkeller bietet einen faszinierenden Einblick in die aufwändige Logistik und Technik, die notwendig waren, um in vergangenen Zeiten große Mengen an Bier zu lagern und zu verteilen. Diese geschichtsträchtige Einrichtung erinnert uns an die beeindruckende Handwerkskunst und Organisation, die in der Brauereiindustrie jener Zeit zum Einsatz kam.

Der Biergarten des Spitalkellers: Ein Zeitzeuge des Wandels

Der Biergarten des Spitalkellers in Regensburg ist ein faszinierendes Relikt aus einer Ära des Umbruchs und der Veränderung, das auch heute noch lebendig in der Stadt präsent ist. Schon in den Plänen von 1812 sind der Biergarten und die alte Sommerkegelbahn des späteren Spitalkellers verzeichnet. Dies weist darauf hin, dass bereits ab 1799/1800 Bier aus diesem Keller verkauft wurde. Interessanterweise zeigt der Plan auch eine schön angelegte Baumgruppe, umringt von einem Kreis. Dieses Detail lässt keine andere Schlussfolgerung zu, als dass die Arbeitsfläche innerhalb der Kelleranlage (heutiger Biergarten) mit einer besonders schönen Baumgruppe ausgestattet war, die es Wert war, eingezeichnet zu werden.

Diese Gestaltung war ein wichtiger Schritt in der Entwicklung des Biergartens, der in dieser Zeit seinen Ursprung fand. Damals war eine Ära des Wandels angebrochen, geprägt von bedeutenden Veränderungen in der Gewerbeordnung des Kaiserreichs im Jahr 1799. Diese Reformen hatten weitreichende Auswirkungen auf Brauereien und Gaststättenbetreiber.

Eine entscheidende Neuerung war die Aufhebung des Bierzwangs für die Wirte. Gleichzeitig erhielten die Brauer die Erlaubnis, ihr Bier auf den Sommerkellern zu verkaufen. Doch es gab auch zwei Restriktionen: Es durfte nur eigenes Bier und das auch nur in den Sommermonaten verkauft werden. Zudem musste das Bier zum sogenannten "Ganterpreis" abgegeben werden, also zu dem Preis, den die Brauerei bei den Wirten verlangte.

Diese neuen Gesetze führten dazu, dass die Sommerkeller mit ihrem preisgünstigen Bier und den großzügigen Freischankflächen mit den herkömmlichen Gaststätten konkurrierten. Die Bürger strömten förmlich in die offenen Bereiche der Sommerkeller, wo die Brauer Tische und Stühle aufstellten, um den Absatz zu steigern. So entstand der Biergarten, während die üblichen Gasthäuser im Sommer so gut wie leer blieben.

Im Jahr 1812 ergriff König Maximilian I Maßnahmen, um der zunehmenden Abwanderung der Gäste aus den Wirtshäusern entgegenzuwirken. Er erlaubte den Biergärten weiterhin den Ausschank, untersagte jedoch den Verkauf von Speisen außer Brot. Diese Tradition, dass der Gast seine Brotzeit mitbringt und nur die Getränke erwirbt, hat ihren Ursprung in dieser Verfügung.

1825 wurde das bayerische Gewerberecht liberalisiert, wodurch bisher reine Schankbetriebe das Recht zur Abgabe von Speisen erlangten. Michael Strasser reichte am 20. Februar 1827 als erster einen Antrag beim Landgericht für den damaligen Strasser- und heutigen Spitalkeller ein. Am 13. September 1827 erhielt er die Konzession zur Abgabe von Speisen für den Biergarten in Regensburg. 

Ursprünglich gab es 22 Sommerkeller von Steinweg und Pfaffenstein, von denen acht zu Biergärten mit Gaststätten wurden. Dazu zählen der Rabenkeller, Hiltlkeller, Frommkeller, Schildkeller, Häringkeller, Stadlerkeller, Auerkeller und eben der Spitalkeller. Abseits dieser Sommerkeller existierten neun Gaststätten ohne Biergarten, von denen mir acht namentlich bekannt sind: Auerbräu, Hierstätter, Blaue Traube, Schützenhalle, Weigl, Volksgarten, Ruland und Weigert.

Plan von 1812 der Sommerkelleranlage

1: Schänke (heute Wirtshaus)
2: Innenhof (heute Parkplatz)

3: Scheune (heute Hausnummer 13)

4: Fasshalle

5: besonders schöner Bereich 

6: Gästehaus

7: Sommerkegelbahn

8: Tor zur Fasshalle

9: Eingang Schildkeller (Sommerkeller)

10: Eingang mit Tor in die Arbeitsfläche

11: heutiger Spitalkellerweg

12: Nürnbergerstrasse

13: Ehemaliger Weinberg

14: Fasslager

15: Schankbereich 


 

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